»Kommen Sie mal da raus!«
Jemand klopft an die beschlagene Seitentür von Tatjanas Wagen. Es ist eine tiefe, kräftige Männerstimme.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, die machen Unzucht da drin!«
Eine andere Stimme, ältlich und weiblich. Bestimmt die Omi, die bei der Polizei angerufen hat. Wir schauen uns an und grinsen. Schmunzelnd legt sie mir den Zeigefinger auf die Lippen und flüstert:
»Zieh dich an, aber leise!«
Draußen wird die Stimme der entrüsteten alten Frau lauter. Ich ziehe die Hose hoch, streife mein Hawaihemd über. Neben mir, auf der Heckfläche des Volvo, findet Tatjana ihren Rock, schlüpft hinein. Sie schnappt sich ihr T-Shirt von der Kopfstütze der Fahrerseite und zieht es an. Die Ahnung ihres phänomenalen Busens ist eindeutig keine. Zu offensichtlich drängen ihre prallen Titten nach Freiheit. Ich staune über die Festigkeit des Stoffes. So wie die Brustwarzen abstehen, könnten sie jeden Moment die Fasern zerschneiden. Jetzt bewegt sich Tatjana langsam und vorsichtig auf den Beifahrersitz, bringt ihn in Liegestellung und öffnet das Fenster zu einem kleinen Spalt. Über ihen Oberkörper legt sie ihren dicken Parka. Das löst ein wenig meine Anspannung.
»Was ist denn los?« ruft sie durch den Fensterspalt nach draußen.
Draußen, das ist ein Waldparkplatz in der Nähe von Murberg. Hier haben wir vor einer guten Stunde in Tatjanas Kombi notdürftig angehalten. Es war die erstbeste Möglichkeit, unsere spontan entstandene Ficklust auszuleben.
Ich sehe einen dicklichen Polizisten an der Fahrertür. Die hinteren Seitenfenster und die Heckscheibe sind schwarz getönt, Tatjana hat beim Diebstahl des Kombis auf dieses extrem wichtige Detail geachtet. Hinter dem Bullen bewegt sich schwerfällig ein altes Muttchen. Neben ihr kläfft ein Köter, keine Ahnung, was für eine Rasse das sein soll.
»Kommen Sie raus da, alle beide!« Der Bulle denkt, er hätte eine voll autoritäre Stimme. Ich empfinde sie einfach nur als hilflos.
»Wieso alle beide? Warum überhaupt?«
Tatjana, ich liebe dich! Lass dich nur nicht unterkriegen!
»Sie sollen hier in dem Auto sexuelle Tätigkeiten ausgeübt haben!«
»Was ist los?« Tatjana klingt mehr als entrüstet ob dieser Beschuldigung. Trotz aller Erotik in der Stimme bringt sie es fertig, allein durch die Tonlage die Frage als Schwachsinn zu disqualifizieren. Sie kann sich so supergut verstellen.
»Ich penne hier, das darf ich ja wohl!«
»Aber Sie haben es doch auch gehört und gesehen!“ ruft das Mütterchen dem Polizisten zu.
»Ganz lautes Stöhnen, auch von einem Kerl! Und wie das Auto geschaukelt hat!«
»Na und?« Tatjana beginnt keck zu werden.
»Ich habe manchmal ganz furchtbar schöne erotische Träume, das kennen Sie doch sicher auch?«
Sie schaut dem Mütterchen tief in die Augen. Der Polizist bekommt einen roten Kopf. Ich sehe ihm an, dass er den Schwanz sowieso schon eingezogen hat.
»Selbstverständlich, ich meine: Ja, natürlich können Sie in Ihrem Auto schlafen. Aber können Sie den Wagen trotzdem mal öffnen?«
»Nöö, kann ich nicht. Ich handle nämlich mit Rauschgift. Sie wollen sich garantiert an einem Freitagnachmittag nicht mit einer Wagenladung Koks befassen, oder? Das nächste Wochenende ist dann sicher eine Woche später.«
»Was hat Sie gesagt?«
Glücklicherweise scheint die Alte etwas schwerhörig zu sein. Oder sie hat von den aktuellen Angeboten auf dem Drogenmarkt keinen Schimmer. Bestimmt sind Bier, Wodka und Zigarrenrauch so ziemlich das Schärfste, was sie in ihrem verschrumpelten Vorkriegsleben als »Drogen« kennengelernt hat.
»Alles gut.« Der Polizist atmet tief durch.
»Alles in Ordnung, gute Frau. Ich habe keinen Grund, mich noch weiter mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen. Im Auto zu schlafen ist erlaubt, niemand ist geschädigt. Wir fahren jetzt, Heini!«
Den letzten Satz ruft er seinem im Einsatzwagen wartenden Kollegen zu.
»Aber, aber, das können Sie doch nicht machen! Sie müssen die Frau verhaften! Und den Kerl dadrin auch! Das verlangt die deutsche Sittlichkeit!«
»Wissen Sie, gute Frau«, blinzelnd zu Tatjana redet der Bulle jetzt Klartext:
»Du bist eine verklemmte alte Nuss. Tschuss!«
»Sie, Sie, Sie …« Ihr fehlen die Worte.
Dafür kläfft ihr Köter jetzt umso kräftiger. Ich höre sich durchdrehende Reifen. Schotter spritzt. Die Bullen sind weg. Die Alte steht noch unschlüssig herum. Jetzt steigt Tatjana aus, wirft den Parka ins Auto, reckt sich genüsslich und hebt den Rock hoch. Sie hockt sich neben den Vorderreifen und sagt:
»Jetzt muss ich erst mal dringend strullern. Kannst du bitte mal zum Mond gucken, gute Frau?«
Schon spritzt der Strahl. Die Alte fällt ohnmächtig um. Wir zerren sie ins Gebüsch, schlagen den Köter tot und werfen ihn neben sie. Dann fahren wir lachend, vollgekokst und voll sexbesessen in Richtung Süden.