Krznfach

Diese Geschichte entstand aus der undeutlichen Artikulierung des Satzteils „Kurt sein Fach“. Wer ihn so aussprach, dass er wie “ krznfach“ klang, ist nicht mehr bekannt.

Krznfach

Krznfach ist eine neue Sportart. Sie entstand in den Elendsvierteln von München. Komme niemand mit dem Spruch, in München gäbe es keine Elendsviertel. Was ist denn Schwabing sonst? Muss denn Elend immer Körperliches und Bauliches meinen? Ich meine: Nein. Als wenn es kein geistiges Elend gibt! Und das finden wir vorzugsweise eben in Schickimickisiedlungen, das ist doch klar.

Dieses Krzfnach hat so ein Elender erfunden, der als lebensfroher Sohn eines superreichen Stinkstiefels nichts anderes zu tun gehabt hat, als die weiblichen Angestellten seines Daddys zu vögeln. Als er mal wieder so richtig schön berauscht von gutem Koks und Whiskey pur war, lief er gegen den Pfosten einer Teppichklopfstange. Die heutige Jugend wird so etwas nicht mehr kennen. Damals, als noch Mietskasernen gebaut wurden, in denen Leute lebten, die noch keinen Staubsauger hatten, gab es diese Dinger in jeder Außenanlage.  

Jedenfalls befand sich die Teppichklopfstange gleich neben dem Wäscheleinenplatz und dem Zugangsweg zur Haustür der duften Biene, mit der er sich die ganze Nacht im Vergnügungsviertel Münchens herumgetrieben hatte. Der Rumms gegen die Stange hatte ihn genügend ernüchtert, um dem Mädel nochmal seine Potenz beweisen zu wollen. Das fand das Mädchen aber nicht gut und hat gesagt: Du bist so besoffen, du kannst bestimmt keinen einzigen Klimmzug machen.

Der elende junge Mann zog sich an der Teppichklopfstange hoch. Übermütig stützte er sich auf die Stange und beugte den Oberkörper  für einen Umschwung nach vorn. Da knallten die Drogen aber voll in ihn rein. Er sackte zusammen, und blieb bäuchlings auf der Stange hängen. Bei Sonnenaufgang hing er immer noch, splitterfasernackt. Das Mädel hatte ihm, richtig gemein, alle Sachen ausgezogen und war schlafen gegangen.

So fand ihn ein mittelprächtiger Sportlehrer. Der war sehr begeistert von der Hängefigur. Sofort veranlasste er eine Studie, die den Gesundheitsaspekt dieser abgehängten Körperhaltung erforschen sollte. Das Ergebnis war sehr gut. Die Berichterstattung in der Blödzeitung mit vielen schönen Fotos sorgte für den deutschlandweiten Nachahmeffekt. Alle Leute wollten das sofort selbst ausprobieren.

Heute juckt es niemanden mehr, wenn nackte Leute stundenlang über Gartenzäunen, Stuhllehnen oder anderen Gegenständen hängen. Mittlerweile gehören Teppichklopfstangen zur Mindestausstattung jedes Mehrgenerationenplatzes. Ihr wisst schon, wo die alten Leute noch so ein bisschen mit komischen Geräten rumturnen können. In manchen Städten werden die Abhängestangen (so heißen die jetzt im deutschsprachigen Raum. Klingt viel besser und trefflicher als „drop-rod“, was die Amis dafür sagen) mitten in Fußgängerzonen aufgestellt. Vorbeigehende sind angehalten, den Hängenden ruhig ein bisschen auf den Popo zu klopfen. Wegen der Durchblutung. Gemeine Stimmen behaupten, vorzugsweise alte geile Säcke würden das gern bei Frauenpopos machen. Das ist noch nicht so richtig erforscht. Fakt ist, beides macht Spaß: Krznfachen und Popoklopfen. Es ist so wunderbar, sich mal so richtig schön hängen zu lassen. Du aktivierst Muskeln, da hast du vorher gar nicht gewusst, dass es die gibt. Das Blut schießt in den Kopf und das Denken … ja das Denken macht wieder richtig Freude! Hinterher, wenn alles vorbei ist (eine halbe Stunde muss das schon mindestens gemacht werden und am besten da, wo gute Popoklatscher sind), braucht es am besten jemand, der einen von dem Gerät wegzieht. Es macht nämlich süchtig! Das hat die Blödzeitung nicht geschrieben. Es ist wichtig, dass einem das gesagt wird, sonst bleibt im Hirn alles beim alten oder wird noch schlimmer, wenn man sich selbst beim Hängen vergisst. Es soll schon Todesfälle gegeben haben, aber mein Gott, die gibt es auch beim Fußballspiel. Also: Krznfach mal wieder!